Rückblick auf das Jahr 2018
Quellen der Gesundheit / IPMT 2018
Modul 4: Das Herz des Lebens
Interdisziplinäre Konferenz für Gesundheits- und Heilberufe
11.–18. August 2018 | Český Krumlov
Thema 2018
Sehr herzlich laden wir Sie ein zur vierten Sommertagung in der Reihe Quellen der Gesundheit mit dem Thema „Das Herz des Lebens“. Mitnehmen möchten wir Sie in einen Strom der uns ein inneres Verständnis des Herzorgans einerseits und das der Lebensmitte andererseits erschliessen soll.
Wie kann das Herz als Organ der Mitte des menschlichen Organismus verstanden werden? Wie kann ich als Arzt oder Therapeut weitere Seinsebenen des Herzorgans verstehen und wahrnehmen lernen? Wie setze ich die neu gewonnenen Erkenntnisse in meinem Alltag am und mit dem Patienten um? Welche Behandlungsmöglichkeiten erschliessen sich daraus? Wir nähern uns diesem Verständnis ausgehend von dem Wissen der modernen Medizin und vertiefen unsere Erkenntnis durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Auf diese Weise soll jeder Teilnehmer eine Einführung oder aber eine Vertiefung der Anthroposophischen Medizin erfahren dürfen.
Im Anschluss an die Tagungen zu den Themen „Mann, Frau und Kind“ (2015), „Kinder suchen die Wahrheit“ (2016) und „Die Jugend – zwischen Licht und Finsternis“ (2017), soll in diesem Jahr der mittlere Abschnitt des Lebens im Mittelpunkt stehen. Der junge Erwachsene erlebt zunächst eine schrittweise, sich aus der Jugend fortsetzende Individualisierung und Persönlichkeitsentwicklung die in eine selbst gewählte, selbst ergriffene und selbst verantwortete Lebensmitte führt. Dazu gehören neben der Berufsausbildung und dem Beginn des Arbeitslebens das Finden von Lebensgemeinschaften, das Eingehen von Partnerschaften und die Familiengründung. In diesen Entwicklungsprozessen ist der heranreifende Erwachsene dazu aufgefordert einerseits sich selbst, andererseits sein Umfeld immer wieder neu wahrzunehmen und sich in und mit ihm auszurichten. Nicht selten fühlt sich der Erwachsene so vor Herausforderungen gestellt die seine Fähigkeiten zu übertreffen scheinen. Wie segensreich können die durchlebten Überforderungen jedoch werden, wenn sie im Laufe der Zeit gemeistert und als Lebenserfahrung und Reifung in die weitere Biographie mit einfliessen dürfen. Welche Hilfen lassen sich finden auf dem Weg der Individuation? Welche Quellen der Gesundheit lassen sich erschliessen? Welche Bedeutung kann die Spiritualität im Umgang mit Krisen im mittleren Lebensabschnitt haben?
So wie das Herzorgan – bis in physiologische Prozesse hinein nachvollziehbar – ein Wahrnehmungsorgan ist in Bezug auf die periphere Zirkulation, so sind wir im Erwachsenenalter stets aufgefordert unseren unmittelbaren und erweiterten menschlichen Umkreis wahrzunehmen und mit einzubeziehen in unserem biographischen Werden. Und so wie das Herz mit jedem Schlag dem Blut einen neuen, erfrischenden Impuls verleiht der dann durch den ganzen menschlichen Organismus getragen wird, sind auch wir als Werdende dazu aufgerufen uns impulsierend und belebend in unsere Gesellschaft und Gemeinschaft mit einzubringen.
Mit dieser interdisziplinären Tagung möchten wir Medizinern und therapeutisch Tätigen, Pharmazeuten und Priestern, Lehrern und Lernenden, Lebenserfahrenen und Suchenden einen Raum bieten, der das gemeinsame Arbeiten und den Austausch untereinander ermöglichen soll. Wird hier ein Herzraum entstehen dürfen, der uns alle mit neuem Leben und einer Liebe erfüllt, die uns helfen kann unseren Alltag mit und am Patienten, mit unseren Mitmenschen neu und immer mehr zum Wohle der Menschheit zu gestalten?
Dozenten und ihre Themen / Arbeitsgruppen
Hana Giteva:
Eurythmie
Johannes Weinzirl:
Einführung in die Kleingruppenarbeit: a) Goetheanistische Übungen – Mensch und Naturreiche | b) Textarbeit in Kleingruppen – R. Steiner: Wesen der Menschheit (GA 13) / Der unsichtbare Mensch in uns (GA 221)
Peter Heusser:
1) Grundfragen des Erkennens und der Wissenschaft
2) Anthroposophie und Wissenschaft
Georg Soldner:
Entwicklung, Physiologie und Therapie des Herzens, Erkrankungen im Kindesalter
Matthias Girke:
Spezifische Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems im Erwachsenenalter
Ursula Soldner:
Äussere Anwendungen in der Anthroposophischen Medizin
Tomáš Boněk:
Biographische Herausforderungen und spirituelle Fragen der Mitte des Lebens
Ueli Seiler-Hugova:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – Der Wärmeprozess und die Parzival-Initiation
Eva Krčmáriková:
Kunsttherapie – Das Herz als Wahrnehmungsorgan (2 Arbeitsgruppen mit dem gleichen Inhalt)
Judith Müller:
Psychosomatik in der Mitte des Lebens
Ursula Heusser:
Eurythmie – Aufrecht zwischen Auflösen und Verhärten
Vlastimil Trnka:
Musikalische Beobachtungen in der Landschaft von Herz und Zeit
Abendliche Vortragsreihe “Das Herz des Lebens”
1) Matthias Girke: Das Herz als Wärmeorgan
2) Georg Soldner: Das Herz als eine Pumpe?
3) Johanna Boňková: Das Herz als Rhythmusorgan
4) Peter Heusser: Das Herz als Erkenntnisorgan
5) Matthias Girke: Das Herz als Mitte des Lebens
6) Tomáš Boněk: Das Herz als lebendiger Tempel Christi
7) Georg Soldner: Das Herz als Integrationsorgan
Rückblick auf die Woche 11.–18. 8. 2018
von Ewa Gardzielewska
Freitag 17. 8. 2018 / Das Herz als tanzendes Organ
Am liebsten bewegt es sich zu slawischer Musik 😉
Zu der innerlichen Begegnung zwischen Ich und Du kommt ein Wir hinzu, das im gemeinsamen Tanz und im Humor verbunden ist. Das Nach- und Nebeneinander wird zu einem In- und Miteinander.
Zu den Parzivalkräften der Selbsterkenntnis und -erziehung kommen die Gawankräfte hinzu – die Erkenntnis des anderen von Herz zu Herz, die Empathie.
Zum Ideal der Freiheit, die die treibende Kraft hinter der Evolution ist, kommt ein weiteres Ideal hinzu. Wir können es erahnen…
Und das Herz – es tanzt und lacht.
Donnerstag 16. 8. 2018 / Das Herz als lebendiger Tempel Christi
Die Spirale kommt im Herzen zur Ruhe, hält inne, schöpft Kraft und geht wieder in die Welt hinaus. Wir kommen zu uns, begegnen unserem eigenen Wesen – die einen in einem Bleistift, die anderen in einem Anspitzer oder Radiergummi.
Wir bilden eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, sind Menschen, die auf dem Weg der Evolution alle Naturreiche ausgeschieden haben, und nun ein Herz mit Augen brauchen. Ein Herz, das sich öffnet für Christus – durch Ohnmacht, Staunen und Ehrfurcht.
Und es sieht.
Mittwoch 15. 8. 2018 / Das Herz als Mitte des Lebens
Wir spüren die Sonne im Pochen unseres Herzens und nehmen zur Nacht einen Stern vom Himmel mit.
Im Geist finden wir die Mitte durch Meditation, in der Seele entwickelt sich unser Fühlen zu einem Sinnesorgan, im Leib vollzieht sich am Venenkreuz die Metamorphose von Leben zu Licht und Bewusstsein.
Ein freier Vormittag – dieses Jahr wird nicht gechillt. Erwachsene Menschen erschaffen aus der Freiheit heraus hunderte Initiativen.
Und es leuchtet.
Dienstag 14. 8. 2018 / Das Herz als Erkenntnisorgan
Michael besiegt den Drachen, er befreit das Denken aus dem Kopf und macht ihm den Weg zum Herzen frei. Und zum großen Zeh.
So wie wir das lebendige Denken im Herzen verinnerlichen, so verinnerlichen Tiere Gesten und Elemente aus der Natur im Laufe der Evolution. Aus Makrokosmos wird Mikrokosmos.
Wir bringen alles Gute und Schöne in die Mitte, ein Same keimt und wächst zum großen Baum heran, die Quelle der Gesundheit sprudelt. Wir haben sie gefunden, die Quelle – in der Turnhalle des Gymnasiums von Český Krumlov.
Es gesundet.
Montag 13. 8. 2018 / Das Herz als Rhythmusorgan
Aus der Peripherie strömt langsam und ätherisch das Blut zum Herzen, aus der Lunge kommt es beseelt und erquickt sprudelnd zurück. Das Herz nimmt die Gegensätze wahr, es verbindet sie und rhythmisiert die Polaritäten in einem Tanz des Miteinanders. Der Mensch ist Rhythmus durch und durch und das Herz sein Dirigent.
Alles fließt, auch die Übergänge zwischen den Naturreichen.
Es atmet und pulsiert.
Sonntag 12. 8. 2018 / Das Herz – eine Pumpe?
Sitzen hier wirklich 250 Pumpen im Saal?
Ist es nicht ein Unterschied, ob wir alleine, mechanisch bewegen oder bewegt werden und uns bewegen lassen, angepasst an die Bedürfnisse der Umwelt, da wo wir gebraucht werden?
Ist das Herz nicht vielmehr ein dreigliedriger Organismus aus Peripherie und Zentrum, zum Pulsieren gebracht, mit dem Feuer des S begeistert, mit der Luft des R beseelt, mit dem Wasser des L belebt und mit Erde gefestigt?
Suche in dir und du findest die Welt. Suche in der Welt und du findest dein Selbst.
Und das Herz – es lebt.
Samstag 11. 8. 2018 / Das Herz als Wärmeorgan
Das Herz ist Wärme und braucht Wärme zum Gesunden. In der finnischen Sauna fühlt es sich pudelwohl – aber es braucht auch seelische Wärme, in Form von herzlichen Beziehungen, und geistige Wärme in Form von Begeisterung, von Lebenszielen und von individueller Sinnstiftung.
Und wo wir beim Sinn sind… warum bin ich eigentlich hier? Was ist meine Herzensangelegenheit?
Ein Cello und eine Geige erklingen, das Cello alleine, Stille.
Und es ertönt. 250-fach.