Quellen der Gesundheit (IPMT)
Die Reihe Quellen der Gesundheit repräsentiert eine Richtung im Gesundheitssystem, die sich um eine Erweiterung der naturwissenschaftlich-akademischen Medizin um die lebendige, seelische und geistige Dimension des Menschseins bemüht, unter Einbeziehung von humanistischen Wissenschaften und der Kunst sowie mit Blick auf soziale, ethische und spirituelle Aspekte. Sie stützt sich auf das integrativmedizinische Konzept und die Tradition der Anthroposophischen Medizin, welche seit nun mehr fast hundert Jahren die westliche Medizin mit der „Weisheit über den Menschen“ verbindet. Aus dieser Erweiterung ergeben sich neue Möglichkeiten für die Prävention, Diagnostik und Therapie von Krankheiten.
Fachübergreifend und Multiprofessionell – An wen richtet sich diese Ausbildung?
Die Ausbildungsreihe richtet sich vor allem an Ärzte, Pharmazeuten, Pflegende und andere Berufe des Gesundheitswesens, die sich um eine Erweiterung ihrer Perspektive und eine Vertiefung ihrer professionellen Fähigkeiten bemühen wollen. Sie dient als Ort der Begegnung für all jene, die diesen Ansatz kennenlernen und sich darin weiter üben wollen.
Alle Fragen über das Wesen von Gesundheit und Krankheit, über Möglichkeiten wirklicher Heilung und Prophylaxe sind notwendigerweise verknüpft mit der Frage nach dem Wesen des Menschen. Sie führen über die Grenzen des Gesundheitsalltags hinaus in die verschiedenen Lebensbereiche, in die Bereiche der zwischenmenschlichen Begegnung, der Erziehung und Bildung, vor allem auch zu Fragen der Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterziehung im weitesten Sinne. Deshalb ist die Konferenz offen für alle engagierten Pädagogen und Erzieher, für alle Sozialtherapeuten und Sozialarbeiter, für Psychologen und Psychotherapeuten, ebenso wie für alle Priester und Seelsorger. Ihr waches Verantwortungsbewusstsein für das Entstehen menschlicher Gesundheit, ebenso wie das wachsende Verantwortungsbewusstsein der Ärzte für Fragen der Prävention und der Gesundheitsförderung, welche über den Bereich der Kliniken und Ambulanzen hinaus führen, können eine Grundlage schaffen für eine fachübergreifende Zusammenarbeit. Eine solche interprofessionelle Zusammenarbeit für das gemeinsame Ziel – „Gesundheit des Menschen“– ist einer der wichtigen Impulse der Anthroposophischen Medizin und kann das Ideal eines gesellschaftlich verantwortlichen Gesundheitssystems der Zukunft werden.
Wir heißen alle willkommen, denen eine solche Sichtweise am Herzen liegt. Insbesondere möchten wir alle Studenten der oben erwähnten Disziplinen einladen, die eine Inspiration für ihren weiteren Weg suchen, damit sie ihrer zukünftigen Arbeit mit Freude und Enthusiasmus begegnen.
IPMT Konzept (International Postgraduate Medical Training)
Die Reihe Quellen der Gesundheit knüpft an die fünfjährige IPMT Ausbildung zur Anthroposophischen Medizin an, welche von 2010-2014 in Krummau statt fand. Sie setzt das bewährte Konzept fort und öffnet sich verstärkt für alle Gesundheitsberufe mit dem Ziel einer interprofessionellen Zusammenarbeit. Dies zeigt sich auch in der Gliederung des Programms in sowohl fachübergreifende wie fachspezifische Themen.
Die Vormittagsübungen und die Abendvorträge sind für alle Berufsgruppen gemeinsam – sie sollen die Wahrnehmungsfähigkeit schulen, ebenso wie das Einfühlen und das selbständige, vorurteilsfreie Denken – Fähigkeiten, die für eine ganzheitliche Diagnostik und Therapiefindung notwendig sind.
Die Nachmittagsgruppen wenden sich an die jeweiligen Berufsgruppen. Manche Arbeitsgruppen sind fachspezifisch, manche sind für alle offen. Andere sind zwar fachspezifisch vom Thema her, doch offen für alle Interessierten (dies wird im Programmheft jeweils angeführt.)
Thematische Orientierung der diesjährigen Konferenz und in den kommenden Jahren
Jeder Jahrgang widmet sich einem bestimmten Entwicklungsabschnitt der menschlichen Biographie und greift die zugehörigen medizinischen, pädagogischen, psychologischen usw. Aspekte auf.
Die erste Konferenz Quellen der Gesundheit (2015) fokussierte das Thema der Empfängnis und Geburt des Menschen – die Geschlechterfrage, Paarbeziehung, Sexualität, pränatale Entwicklung, Embryologie, Gynäkologie, Geburtshilfe und Schwangerschaftsbegleitung.
Die zweite Konferenz (2016) behandelte die Kindheit bis zum 9. Lebensjahr. Es ging um das ganzheitliche Verständnis des Kindes und seiner Bedürfnisse in verschiedenen Lebensphasen der frühen Entwicklung. Auf Grundlage anthropologischer Erkenntnisse wurden verschiedene medizinische Themen wie Kinderkrankheiten, Impfungen, Allergien, Asthma u.a. beleuchtet. Erziehungsfragen wurden behandelt, bspw. was Kinder tatsächlich von Erwachsenen brauchen, wann sie für bestimmte Aufgaben und Abschnitte reif sind und welche Prinzipien in der Pädagogik und in der Schule berücksichtigt werden sollten, damit diese der Entwicklung der Kinder dienen statt sie zu behindern…
Der dritte Jahrgang (2017) hat sich mit dem Jungendalter und dem Einstieg ins Erwachsenenleben, in die eigene Individualität beschäftigt- Reifung des individuellen Gefühlslebens und der individuellen Konstitution und ihrer Beziehung zur Welt, mit allen Fragen, die dazu gehören: Wer bin ich? Was will ich? Wo gehöre ich hin? Welchen Ort wähle ich und welche Aufgabe ergreife ich in der Welt der Erwachsenen? Und wie kann ich mich mit all den Problemen aussöhnen, z.B. das andere Geschlecht betreffend? Was hat Sinn im Leben? Wie ist es mit den Idealen, mit der Religion, mit Gott…? Wir haben uns mit den Gefahren auseinandergesetzt, die in dieser Zeit drohen – Flucht in irreale Welten, in virtuelle Medien und Drogen, ebenso wie mit medizinischen Themen, die diese Zeit am meisten beschäftigen: Allergien und psychosomatische Störungen wie Ängste, Depressionen, Essstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Erkrankungen wie Mononukleose und Borreliose usw.
Der vierte Jahrgang (2018) hat sich mit dem Erwachsenenalter beschäftigt, das gewissermaßen als Lebensmitte bezeichnet werden kann. Somit stand auch das Herz als Organ der Mitte im Vordergrund.
Der weitere- und vorläufig letzte- Jahrgang (2019) wird sich mit dem letzten Abschnitt der menschlichen Biographie und den damit zusammenhängenden Themen beschäftigen: Altern (seine Schwierigkeiten und Stärken), Begleitung des Menschen am Ende des Lebens, Kultur und Ethik des Sterbens. All dies vom Gesichtspunkt der Anthroposophie aus und der daraus schöpfenden medizinischen und therapeutischen Therapierichtungen. Gerade der andere Blick auf das Altern und den Tod ist einer der wichtigsten Beiträge der Anthroposophie für unsere heutige Kultur. Wir freuen uns auf ein reiches Angebot an Arbeitsgruppen und eine Reihe herausragender Lektoren.